Das Tor
Im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der Autobahn A 2 wurde das unter Denkmalschutz stehende Tankstellengebäude in westlicher Richtung aufgegeben und der evangelische Kirchenkreis bemühte sich seit 2007 um eine Folgenutzung als Autobahnkapelle. Lutz-Thomas Kusch, der leitende Architekt des Kreiskirchenamtes Hamm verfolgt die Idee, dass Kirche hier auf Menschen zugeht, und in der Hektik, der Betriebsamkeit und dem Lärm ein Raum der Ruhe und Besinnung entsteht.
Die Anfrage geht an mich, eine Skulptur zu erstellen, die im ehemaligen Tankstellengarten wie ein Reisegruß zu sehen und zu verstehen ist. Zwei Stahlbleche, 120 und 150 cm breit, 5 cm stark und 6 m hoch, stehen parallel zueinander in einem Abstand von einem Meter. Sie sind verbunden durch ein an der Oberseite bündig abschließendes gleichstarkes Blech, das einen hohen Durchgang zwischen den Blechen frei lässt.
Je nach Standort wirkt die Skulptur wie ein meinen Weg begrenzendes Hindernis, und dann wie ein sich öffnendes Tor, das zum Durchschreiten einlädt. Die Selbstverständlichkeit heutiger Mobilität wird aufgegriffen und betrachtet. Sind unsere Reisen und unser dauerndes Unterwegssein immer so selbstverständlich? Gibt es auch Ungewissheit und Ängste im Unterwegssein? Wissen wir immer, was uns am Ziel unserer Reise erwartet? Meine Veränderung von Standort und Blickwinkel geben dem schwer und geschlossen wirkenden Tor Leichtigkeit, Transparenz und Perspektive. Die Autobahnkapelle (“Tankstelle” für die Seele) und die Skulptur im Außenbereich sind als Segenswunsch für die Weiterfahrt zu verstehen.